Indikationen

Wo kann Lactoferrin eingesetzt werden?

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INTRODUCING

Wo kann Lactoferrin eingesetzt werden?

Als Monopräparat entfaltet Lactoferrin seine volle Kraft und kann für alle der folgenden Anwendungsgebiete eingesetzt werden. Als Kombipräparat wird seine Wirkweise effektiv mit den Fähigkeiten anderer Substanzen zusammengeführt und zeigt deutlich synergistische und potenzierende Effekte für bestimmte Indikationen.

Anwendungsgebiete:

  • Eisenmangel
  • Infektionen
  • Parodontitis
  • Antibiotika-assoziierter Durchfall (AAD)
  • Allergien
  • Unterstützung der Wundheilung / Regeneration
  • Krebs
  • Übergewicht / Metaboles Syndrom
  • Akne
  • Neugeborenensepsis und nekrotisierende Enterokolitis (NEC)

Dosierungshinweise

Siehe unten.

Prophylaxe und Therapie bei Eisenmangel

Als natürliches Transportprotein von Eisenionen ist Lactoferrin in der Lage die Eisenaufnahme, Verteilung und Abgabe maßgeblich zu beeinflussen. Da Lactoferrin an Eisen gebunden vorliegt und das Eisen nach Abbau des Lactoferrins vom Körper aufgenommen werden kann, eignet sich Lactoferrin als Eisenmangelprophylaxe und zur Unterstützung der Eisenmangeltherapie. Es konnte sogar gezeigt werden, dass Lactoferrin dabei sicherer und effektiver ist als die einfache Einnahme von Eisen [1]. 
Eine Metaanalyse von 2017 überprüft die Wirksamkeit von Lactoferrin im Vergleich zu Eisenpräparaten zur Behandlung von Eisenmangelanämie (IDA) während der Schwangerschaft [2]. Lactoferrin konnte bei der Verbesserung der hämatologischen Parameter genauso gut wie Eisensulfat helfen, und das mit weniger gastrointestinalen Nebenwirkungen. Daher empfehlen die Autoren Lactoferrin als Eisenersatzmittel der Wahl für die Behandlung von IDA in der Schwangerschaft [2].
Weiterhin erhöht Lactoferrin die Anzahl der roten Blutkörperchen und Serumferritinkonzentrationen in einem höheren Ausmaß als Eisensulfat. Die Verabreichung von Lactoferrin verringert zudem auch die IL-6-Konzentration, im Gegensatz zur Zunahme von IL-6 durch Eisensulfat [1,3].

Gesundheitsförderung bei Infektionen

Lactoferrin kann zur Risikominderung und Behandlung von Infektionskrankheiten, sowie zur Förderung der Gesundheit therapeutisch eingesetzt werden. Die durch Lactoferrin verstärkten Reaktionen des Immunsystems („Immunantwort“) können dazu beitragen, Erreger zu beseitigen, Symptome zu lindern und die Homöostase bei Infektionskrankheiten aufrechtzuerhalten [4-6].

Lactoferrin bei viralen Infektionen 

Die Wirksamkeit von Lactoferrin im Kampf gegen Viren ist vor allem deshalb so beachtenswert, weil keine andere körpereigene Substanz so viel Präsenz an den Eintrittspforten unseres Körpers aufweist und so schonend gegen Viren vorgeht.
In vitro und in vivo Studien an Menschen bestätigen eine starke antivirale Aktivität von Lactoferrin gegen DNA- und RNA-Viren. Insbesondere Hepatitis, Rotavirus, Herpes [7] und HIV [8], aber auch verschiedene Influenza-Viren [9].
Eine Forschergruppe der Universität Peking publizierte 2011 eine Studie, die eine Wirkung von Lactoferrin bei dem SARS-assoziierten Coronavirus zeigt, das 2002/2003 die SARS Pandemie verursachte [10]. Mehrere Studien konnten zudem belegen, dass Lactoferrin in jedem Stadium einer Infektion von Noro-, HIV, Herpes-, Corona-, Influenza- und vielen anderen Viren, vom Eindringen bis zur Ausbreitung, hemmend auf diese wirken kann [8,11].
Lactoferrin zeigt eine synergistische Wirkung in Kombination mit antiviralen Medikamenten wie Zidovudin (HIV-1), Cidofovir (Cytomegalovirus), Acyclovir (Herpes simplex Typ 1 und 2) sowie Interferon, Ribavirin (Hepatitis C-Virus) und Remdesivir (Kandidat bei COVID-19) [12-15].

Lactoferrin bei bakteriellen Infektionen 

Lactoferrin kann die Infektion der Zellen durch Bakterien verhindern, indem es die Anheftung dieser verhindert. Daher ist es in allen Stadien einer Infektion aktiv [16-18].
Beispiele für die antibakterielle Wirkung von Lactoferrin aus in vitro und in vivo Studien sind: Chlamydien [19], Pseudomonas aeruginosa, Staphylococcus aureus [20], Helicobacter sp., Streptococcus sp., Escherichia coli [21], Salmonella sp., Shigella dysenteriae, Listeria monocytogenes, Bacillus sp., Proteus vulgaris, Clostridium sp. [22], Legionella pneumoniae, Shigella, Haemophilus influenzae, Klebsiella pneumoniae, Enterobacter sp., Micrococcus sp., Vibrio sp. [14,23-25].

Lactoferrin hemmt Helicobacter Pylori

In Humanstudien konnte gezeigt werden, dass Lactoferrin Helicobacter pylori im Darm hemmt, indem es ihn von der Schleimhaut ablöst und direkte antibakterielle Wirkung auf ihn ausübt [26]. 
Eine Metaanalyse von 2009 bestätigte, dass die Gabe von Lactoferrin die Helicobacter pylori Eradikationsraten verbessert, ohne dass dies negative Auswirkungen hat [27]. Im Gegenteil – es kommt vielmehr zu nützlichen Synergien: Allein die Gabe von 200 mg Lactoferrin konnte die Wirksamkeit der Triple-Therapie gegen Helicobacter pylori deutlich verstärken [28]. Dies deutet darauf hin, dass es einen synergistischen Effekt mit nahezu allen Antibiotika geben könnte [29,30].
Darüber hinaus zeigt Lactoferrin einen positiven Einfluss auf die mit dem Helicobacter pylori-Therapie verbundenen Nebenwirkungen [28].

Lactoferrin bei Pilz- und Parasitenbefall

Auch bei der Behandlung von unterschiedlichen Pilzen und Parasiten, konnte Lactoferrin bereits Erfolge verzeichnen. Hierzu zählen Tinus pedis (Fußpilz) [31], Candida [32], Toxoplasma gondii [33], Pneumocystis carinii [34] und Entamoeba histolytica [35].
Beispielsweise kann das Wachstum der Kandidose-auslösenden Pilze, Candida albicans und C. glabrata, durch Lactoferrin über mehrere Stunden gehemmt werden [36-38].
Darüber hinaus konnten additive oder synergistische Effekte von Lactoferrin in Kombination mit antimykotischen Medikamenten (Clotrimazol, Fluconazol) und antiparasitären Medikamenten [13,14] nachgewiesen werden.

Unterstützende Behandlung von Parodontitis und Gingivitis

Die Eigenschaften von Lactoferrin bieten sich auch bei der Behandlung von Infektionskrankheiten im Mund- und Rachenraum an.  
So kann z. B. das Wachstum der an Zahnfleischentzündungen (Gingivitis) beteiligten Bakterien (Tannerella forsythia und Porphyromonas gingivalis) durch Lactoferrin reduziert werden [39]. Weitere Studienergebnisse zeigen die Antibiofilmaktivität von Lactoferrin gegen Parodontitisbakterien sowie dessen Nützlichkeit zur Vorbeugung und Behandlung bzw. Zusatztherapie von Parodontalerkrankungen [40]. Bereits eine 4-wöchige Anwendung von Lactoferrin im Mund verbesserte alle Messwerte wie Plaque, Taschentiefe und Entzündung signifikant [41].
Hintergrund: Lactoferrin hält den sogenannten Biofilm im Mund im Zaum und sorgt dafür, dass die schlechten Bakterien und Viren nicht überhandnehmen. Biofilme bilden sich z. B. als Zahnbelag, der nur schwer wieder entfernt werden kann. Durch seine eiweißspaltende Wirkung eignet sich Lactoferrin zur Zerstörung dieser hartnäckigen Biofilme und kann so verhindern, dass Parodontitis überhaupt entsteht [42].

Verminderung Antibiotika-assoziierter Durchfälle (AAD)

Bei schweren Entzündungen, die beispielsweise die Mandeln, Lunge oder andere Organe betreffen, sind Antibiotika nach wie vor das Mittel der Wahl. Jedoch hat jede antibiotische Behandlung auch Auswirkungen auf die Diversität des Mikrobioms – und damit die Darmschleimhaut. Das Resultat ist u. a. eine unzureichende Bildung von Fettsäuren und damit eine verminderte Resorption von Elektrolyten und Wasser: wässrige Durchfälle sind die Folge [43]. 
Mit den antibakteriellen Eigenschaften und probiotischen Effekten auf symbiontische Bakterien kann Lactoferrin ein mikrobielles Ungleichgewicht positiv beeinflussen und bei Antibiotika-assoziiertem Durchfall das Gleichgewicht im Darm wiederherstellen. Sowohl Erwachsene als auch Kinder profitieren von diesem Wirkmechanismus.

Symptomlinderung bei Allergien 

Lactoferrin lindert allergische Reaktionen, indem es das Immunsystem reguliert und Entzündungsmediatoren hemmt. In in-vitro-Studien konnte gezeigt werden, dass Lactoferrin auch die Histaminfreisetzung bremst [44]. 
Anders als andere Präparate haben Produkte, die auf Basis von Lactoferrin arbeiten, keinen ermüdenden Effekt und sind sowohl im Kindes-, als auch im Erwachsenenalter sehr gut verträglich [44].

Unterstützung der Wundheilung und Regeneration

Eine wichtige Funktion von Lactoferrin ist die Unterstützung der Zellproliferation, also die Fähigkeit, die Regeneration und den Aufbau von Zellen anzuregen und so Heilungsprozesse im Körper anzustoßen. Dazu gehören auch Reparaturprozesse im Stoffwechselsystem, die beispielsweise Diabetespatienten mit nicht verschließenden Wunden zugutekommen. Auch Wundheilungsprozesse in Schleimhautgewebe, wie der Mundschleimhaut, sind durch die Behandlung mit Lactoferrin schneller abgeschlossen [45]. Auch Patienten mit Knochennekrose, einer Erkrankung, bei der das Knochengewebe abstirbt, können durch die Behandlung mit Lactoferrin von einer schnelleren Wundheilung profitieren [46].

Positive Effekte bei der Krebsprävention und -therapie

Im Rahmen der Krebsprävention und -therapie konnte Lactoferrin ebenfalls verschiedene Erfolge zeigen. In mehreren Studien konnte beobachtet werden, dass Lactoferrin die Krebsentstehung in unterschiedlichen Organen (Darm, Speiseröhre und Lunge) deutlich hemmt [47,48]. Auch die Entstehung von Metastasen konnte durch die Gabe von Lactoferrin eingeschränkt und die Immunität offensichtlich verstärkt werden. Des Weiteren zeigte Lactoferrin Wirkung gegen die Entstehung und Neubildung menschlicher Brustkrebszellen [49]. 
Protektive Effekte bei Menschen während der Chemotherapie konnten darüber hinaus bei Lungen-, Speiseröhren-, Blasen- und Zungenkrebserkrankungen bestätigt werden [50,51]. 
Zwischen 40 – 100% der Krebspatienten leiden an Anämie und Eisenmangel. Wegen des Krebses, der Behandlung oder beidem. Oft hat der Onkologe keine andere Wahl, als Eisen zu supplementieren oder zu injizieren, obwohl diese Intervention zur gleichen Zeit den Krebs „füttert“ und zu schädlichen Nebenwirkungen führen kann. Lactoferrin wirkt durch Eisenumverteilung einer Anämie wirkungsvoll entgegen, ohne den Tumor zu füttern, sondern diesem sogar Eisen zu entziehen [1].

Vielversprechender Einsatz bei Übergewicht / Metabolem Syndrom

Lactoferrin ist auch eine vielversprechende Komponente im Kampf gegen Übergewicht und das Metabole Syndrom. So wirkt sich die Einnahme positiv auf verschiedene Risikofaktoren für das Metabolische Syndrom aus.
Studien haben gezeigt, dass der viszerale Fettanteil unter Einnahme von Lactoferrin reduziert werden konnte [52]. Zudem war auch eine Verbesserung der Wirkung des Hormons Insulin [53], eine Erhöhung des Energieverbrauchs und eine Aktivierung des braunen Fettgewebes [54] zu beobachten. Die Regulation der Darmflora durch Lactoferrin hatte darüber hinaus ebenfalls sehr positive Effekte auf den Fett- und Glukosestoffwechsel [55,56].

Unterstützende Behandlung bei Akne 

Akne ist eine der am häufigsten auftretenden Hautkrankheiten, die einen Großteil der Bevölkerung mindestens einmal im Leben betrifft.
Eine Studie, die Patienten mit Akne untersuchte, konnte unter der Einnahme von Lactoferrin eine Verringerung der Anzahl der Akne-Läsionen, des Akne-Grades, der Anzahl der entzündlichen Läsionen und der Talgmenge zeigen. Die Forscher stellten auch eine Verringerung der Triacylglycerine (eine Art von Fett) in der Hautoberfläche fest [57].

Neugeborenensepsis und nekrotisierende Enterokolitis (NEC)

Da sich Lactoferrin als wirksam bei Infektionen erwiesen hat und auch die körpereigene Abwehr verbessert, wurden umfangreiche Untersuchungen auch im Bereich der Neugeborenensepsis und der nekrotisierenden Enterokolitis (NEC) bei Neugeborenen durchgeführt.
Die orale Gabe von Lactoferrin konnte die Rate des Auftretens einer Sepsis (spät einsetzende Form) und auch enterischer Infektionen bei Neugeborenen ohne das Auftreten von Nebenwirkungen senken [58,59].
Wiederholt  weisen die Autoren der Studien als wichtigstes Ergebnis auf die Sicherheit der Intervention hin, die sich in allen Studien, unabhängig von deren Ergebnis gezeigt hat [60]. 

Dosierungshinweise

Lactoferrin kann in recht hohen Mengen eingenommen werden. Die Dosierung sollte jedoch immer mit dem Hausarzt abgesprochen sein. Bei einer nachgewiesenen Eisenmangelanämie (Blutarmut) lautet die Empfehlung 200 mg bis 500 mg täglich. Bei anderen Anwendungsgebieten, wie Parodontitis oder Akne, sollte die Dosierung in Bezug auf den individuellen Bedarf in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt entsprechend angepasst werden. Bei seriösen Produkten sind hilfreiche Hinweise zur Dosierung auch im Beipackzettel zu finden.